„Daher möge jeder, der dies liest, wo er meine sichere Überzeugung teilt, mit mir weitergehen, wo er mit mir schwankt, mit mir suchen, wo er einen Irrtum seinerseits erkennt, zu mir zurückkehren, wo einen meinerseits, mich zurückrufen … Ein solches von Ehrfurcht getragenes und Zuverlässigkeit verbürgendes Übereinkommen möchte ich … ganz besonders aber für dieses Werk über die Einheit der Dreieinigkeit, des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes [schließen], weil nirgends das Irren gefährlicher, das Suchen mühseliger, das Finden fruchtbringender ist.“ --Augustinus, De Trinitate 1.3.5.
Einleitung
Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen in der Religionsphilosophie war der Vorstoß christlicher Philosophen in Bereiche, die im Allgemeinen als Fachgebiet der systematischen Theologen galten. Da viele Theologen – entweder gefangen im Postmodernismus oder zurückgezogen im sicheren Hafen der biblischen Theologie – ihre traditionelle Aufgabe der Formulierung und Verteidigung kohärenter Aussagen der christlichen Lehre weitgehend aufgegeben haben, blieb es christlichen Philosophen überlassen, sich dieser Herausforderung zu stellen. Eine der wichtigsten christlichen Lehren, die das philosophische Interesse geweckt haben, ist die Lehre von der Trinität.
Es ist bemerkenswert, dass das Christentum trotz der Tatsache, dass sein Begründer und seine ersten Protagonisten allesamt monotheistische Juden waren, zwar eifrig darauf bedacht war, den jüdischen Monotheismus zu bewahren, aber dennoch dahin gelangte, einen nicht-unitarischen Gottesbegriff zu verkünden. Aus christlicher Sicht ist Gott nicht eine einzelne Person, wie traditionell angenommen, sondern er ist tripersonal. Es gibt drei Personen, bezeichnet als der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, die zu Recht Gott genannt werden, und doch gibt es nur einen Gott, nicht drei. Dieses überraschende Umdenken im jüdischen Monotheismus entsprang zweifellos aus dem Nachdenken über das radikale Selbstverständnis des Jesus von Nazareth und aus der charismatischen Erfahrung der frühen Kirche. Obwohl viele neutestamentliche Kritiker die Verwendung expliziter christologischer Titel durch den historischen Jesus in Frage gestellt haben, lassen sich sehr starke historische Argumente für das Selbstverständnis Jesu als der Menschensohn (eine göttlich-menschliche eschatologische Gestalt in Daniel 7) und der einzige Sohn Gottes (Mt 11,27; Mk 13,2; Lk 20,9-16) anführen. Außerdem kam es unter neutestamentlichen Kritikern zu einer Art Konsens, dass Jesus in seinen Lehren und Taten – darunter seine Behauptung persönlicher Autorität, seine Abänderung des göttlich gegebenen mosaischen Gesetzes, seine Verkündigung, dass in seiner Person die Gottesherrschaft oder das Himmelreich in der Geschichte anbrachen, die Wunder und Dämonenaustreibungen, die er als Zeichen für das Anbrechen dieses Reiches wirkte, sein messianischer Anspruch der Wiederherstellung Israels und sein Anspruch, Sünden zu vergeben – eine implizite Christologie verkündete, durch die er sich selbst an Gottes Stelle setzte. Der deutsche Theologe Horst Georg Pöhlmann berichtet:
Dieser unerhörte Vollmachtsanspruch, wie er etwa in den Antithesen der Bergpredigt zum Ausdruck kommt, ist implizite Christologie, weil er eine Einheit Jesu mit Gott voraussetzt, die tiefer ist als die aller Menschen, nämlich eine Wesenseinheit. Dieser … Vollmachtsanspruch ist nur von seiner Gottheit her erklärbar. Diese Vollmacht kann nur Gott selber beanspruchen. Jesus gegenüber gab es nur zwei mögliche Verhaltensweisen: entweder zu glauben, dass uns in ihm Gott begegnet, oder ihn als Gotteslästerer ans Kreuz zu nageln. Tertium non datur. [1]
Außerdem machte die nachösterliche Kirche weiterhin die Erfahrung der Gegenwart und Macht Christi in ihrer Mitte, trotz seiner körperlichen Abwesenheit....
Fortsetzung hier: https://de.reasonablefaith.org/schriften/wissenschaftliche-schriften/eine-formulierung-und-verteidigung-der-trinitaetslehre.
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