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Das Gottesteilchen

Reasonable FaithWilliam Lane CraigFreitag, 15.4.2022
10 Min.
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Beschreibung

Die Tatsache, dass Nichtwissenschaftler dies als einen Gegenbeweis zu Gott oder als einen weiteren Sieg im Kampf zwischen Wissenschaft und Religion betrachten, mag als Ausdruck des kläglichen wissenschaftlichen Bildungsstandes in unserem Land abgeschrieben werden, den professionelle Wissenschaftler häufig bedauert haben.

Die Reaktion unter einigen Atheisten auf die kürzlich erfolgte bemerkenswerte empirische Bestätigung der Existenz des Higgs Boson (auch bekannt als „das Gottesteilchen“) durch Wissenschaftler des "Europäischen Zentrums für Nuklearforschung" (CERN) ist verblüffend. Die Tatsache, dass Nichtwissenschaftler dies als einen Gegenbeweis zu Gott oder als einen weiteren Sieg im Kampf zwischen Wissenschaft und Religion betrachten, mag als Ausdruck des kläglichen wissenschaftlichen Bildungsstandes in unserem Land abgeschrieben werden, den professionelle Wissenschaftler häufig bedauert haben. Aber wenn Wissenschaftler selbst, die es doch besser wissen müssten, so vermessen sind, Bemerkungen in ähnlicher Hinsicht zu machen, dann erhebt sich der Verdacht, dass für solch gewagte Aussagen weit mehr als nur Ignoranz zu tadeln ist.

Ohne das Freudenfest verderben zu wollen, muss ich doch sagen, dass die beeindruckende Leistung von CERN bei der experimentellen Entdeckung des Higgs Boson keine theologischen Implikationen irgendeiner direkten Art hat, soweit ich es erkennen kann. Das Higgs Boson ist das letzte empirisch zu bestätigende Teilchen, das von dem Standardmodell der Teilchenphysik postuliert wird. Das Standardmodell postuliert verschiedene subatomare Elementarteilchen wie Quarks, Elektronen, Photonen und Ähnliches, um drei der Elementarkräfte der Natur zu erklären, nämlich die starke Wechselwirkung, die schwache Wechselwirkung und die elektromagnetische Kraft. Die vierte Elementarkraft, die Gravitation, wird bei dem Standardmodell ausgelassen.

Eines der theoretischen Teilchen in dem Standardmodell ist ein Typ von Teilchen, genannt ein Boson, das für ein Feld verantwortlich ist, welches den Raum durchdringt, und welches die Masse verschiedener anderer Teilchen bestimmt, die sich durch den Raum bewegen. Als Folge davon, dass es sich durch dieses Feld bewegt, hat das Elektron zum Beispiel eine kleine Masse, wohingegen das Photon eine Nullmasse besitzt. Das Teilchen, das für dieses Feld verantwortlich ist, wurde Higgs-Boson genannt, nach Peter Higgs, dem Physiker, der dessen Existenz voraussagte, und das entsprechende Feld erhielt die Bezeichnung Higgs-Feld.

Da das Higgs-Boson so schnell zerfällt und seine Erschaffung solch außerordentlich hohe Energien erfordert, brauchte es beträchtliche Zeit, Mühe und Geld, um schließlich die empirische Bestätigung dafür zu liefern, dass das Standardmodell damit Recht hatte, die Existenz eines solchen Teilchens zu postulieren. Es ist einer dieser wunderbaren Vorkommnisse in der Wissenschaft, wo Voraussagen, die von theoretischen Physikern getroffen wurden, von Experimentalphysikern als korrekt nachgewiesen wurden.

Der Beweis, dass das Higgs-Boson existiert, stellt also eine Bestätigung von etwas dar, was auch bisher bereits nahezu jeder für wahr hielt. Es bestätigt, dass das Standardmodell der Teilchenphysik, von dem die meisten Physiker ausgehen, tatsächlich korrekt ist, so wie Wissenschaftler es glaubten und erwarteten. Somit stellt diese Entdeckung keinerlei wissenschaftliche Revolution dar oder erforderte eine neue Theorie, um sie zu rechtfertigen. Es ist lediglich das letzte Teilchen in dem bereits zusammengesetzten Puzzle, um endgültig eine experimentelle Bestätigung zu erhalten.

Die empirische Bestätigung des Higgs-Boson und daher des Standardmodells der Teilchenphysik stellt somit weder wissenschaftlich noch theologisch etwas auf den Kopf. Es ändert insbesondere nichts in Bezug auf die kosmologischen Argumente für den Beginn des Universums oder teleologischen Argumente in Bezug auf die Feinabstimmung des Universums, da diese Argumente von der Annahme ausgingen, dass das Standardmodell der Teilchenphysik korrekt ist (zumindest soweit es reicht! Wir brauchen immer noch eine "Große vereinheitlichte Theorie" (Engl. "Grand Unified Theory" oder GUT), um die Physik...

Fortsetzung hier: https://de.reasonablefaith.org/schriften/popularwissenschaftliche-schriften/das-gottesteilchen.

Verwendet mit Genehmigung von Reasonable Faith.