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Theistische Kritiken am Atheismus

Reasonable FaithWilliam Lane CraigThursday, 3/24/2022
38 Min.
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Ein Bericht über das Wiederaufleben des philosophischen Theismus in unserer Zeit, einschließlich eines kurzen Überblicks über bedeutende anti-theistische Argumente, wie z. B. die Vermutung des Atheismus, die Inkohärenz des Theismus und das Problem des Übels, mitsamt einer Verteidigung theistischer Argumente, wie dem Argument der Kontingenz, dem kosmologischen Argument, dem teleologischen Argument und dem moralischen Argument.

Das letzte halbe Jahrhundert war in der angloamerikanischen Philosophie Zeuge einer wahrhaftigen Revolution. Kürzlich schrieb der berühmte Philosoph Paul Benacerraf von der Universität in Princeton rückblickend darüber, wie es auf dem Gebiet der Philosophie an der Princetoner Universität in den 1950er und 60er Jahren aussah. Die überwiegend vorherrschende Denkungsart war der naturwissenschaftliche Naturalismus. Die Metaphysik war überwunden worden, wie ein unreiner Aussätziger aus der Philosophie vertrieben. Jegliches Problem, das nicht wissenschaftlich angegangen werden konnte, wurde einfach als ein Scheinproblem abgetan. Der Verifikationismus herrschte triumphierend über die aufkommende Wissenschaft der Philosophie. „Diese neue Aufklärung setzte den alten metaphysischen Anschauungen und Haltungen ein Ende und ersetzte sie durch eine neue Art, Philosophie zu betreiben.“ [1]

Das Scheitern des Verifikationismus war zweifellos das wichtigste philosophische Ereignis des zwanzigsten Jahrhunderts. Sein Abgang bedeutete ein Wiederaufleben der Metaphysik, nebst anderer traditioneller Probleme der Philosophie, welche der Verifikationismus unterdrückt hatte. Als Begleiterscheinung dieses Wiederauflebens ist etwas Neues und völlig Unerwartetes eingetreten: eine Renaissance der christlichen Philosophie.

Das Gesicht der angloamerikanischen Philosophie hat sich dadurch verändert. Der Theismus befindet sich im Aufstieg, der Atheismus im Niedergang. [2] Obwohl der Atheismus vielleicht immer noch die vorherrschende Anschauung an der amerikanischen Universität ist, ist er eine Philosophie auf dem Rückzug. In einem neueren Artikel in der säkularen philosophischen Fachzeitschrift Philo klagt Quentin Smith über das, was er als „die Entsäkularisierung der akademischen Welt“ bezeichnet, „die sich in den philosophischen Fakultäten seit Ende der 1960er Jahre abzeichnete.“ So beschwert er sich:

Naturalisten schauten passiv zu, als realistische Versionen des Theismus … in der philosophischen Gemeinschaft an Einfluss gewannen, bis dass heute vielleicht ein Viertel oder ein Drittel der Philosophieprofessoren Theisten, zumeist orthodoxe Christen, sind … in der Philosophie wurde es beinahe über Nacht „akademisch respektabel“, für den Theismus zu argumentieren, sodass die Philosophie ein bevorzugtes Einstiegsgebiet für die intelligentesten und talentiertesten Theisten in die heutige akademische Welt wurde. [3]

Smith kommt zu dem Schluss: „Gott ist in der akademischen Welt nicht ,tot’; er kehrte in den späten 1960er Jahren ins Leben zurück und ist nun in seinem letzten akademischen Stützpunkt, den philosophischen Fakultäten, lebendig und wohlauf.“ [4]

Als Vorreiter eines neuen philosophischen Paradigmas haben theistische Philosophen reichhaltig verschiedene Kritiken am Atheismus publiziert. Auf so knappen Raum wie diesem Eintrag ist es lediglich möglich, nur einige wenige davon zu skizzieren und auf weiterführende Lektüre zu verweisen. Diese Kritiken könnte man unter zwei grundlegende Überschriften fassen: (1) Es gibt keine zwingenden Argumente zugunsten des Atheismus und (2): Es gibt zwingende Argumente zugunsten des Theismus.

Keine zwingenden Argumente zugunsten des Atheismus

Die Vermutung des Atheismus. Theisten haben beklagt, dass die gewöhnlichen Argumente gegen Gottes Existenz der philosophischen Prüfung nicht standhalten. Eine der am häufigsten vorgebrachten Rechtfertigungen des Atheismus ist die sogenannte Vermutung des Atheismus. Dies bedeutet so viel wie die Behauptung, dass wir, in der Abwesenheit von Indizien für die Existenz Gottes, vermuten sollten, dass Gott nicht existiert. So verstanden, scheint eine solche angebliche Vermutung Atheismus mit Agnostizismus zu verwechseln. Wenn man näher hinschaut, wie Protagonisten der Vermutung des Atheismus den Terminus „Atheist“ verwenden, entdeckt man jedoch, dass sie manchmal das Wort umdefinieren, um damit lediglich den fehlenden Glauben an Gott zu bezeichnen. Eine solche...

Fortsetzung hier: https://de.reasonablefaith.org/schriften/wissenschaftliche-schriften/theistische-kritiken-am-atheismus.