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Graham Oppys Stellungnahme zum kalam kosmologischen Argument

Reasonable FaithWilliam Lane CraigFriday, 1/28/2022
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Graham Oppy ist als einer der größten Gegner des kalam-kosmologischen Argumentes aufgetreten. Würde Oppy nun in Bezug auf das kalam-kosmologische Argument nicht mehr behaupten als über theistische Argumente im Allgemeinen, nämlich, dass keines von ihnen streng genommen rational zwingend sei, dann hätte der moderne Mutakallim (oder Vertreter des Kalam) wenig Grund zur Auseinandersetzung mit Oppy. Er würde sich vielmehr dafür entscheiden, Oppys hohen Maßstab für das, was ein „gutes“ Argument ausmacht, infrage zu stellen.

Einleitung

In den letzten Jahren hat das alte kalam-kosmologische Argument so etwas wie eine Wiedergeburt erlebt. Das Argument nimmt die Form eines einfachen Syllogismus an:

  1. Alles, was zu existieren beginnt, hat eine Ursache.
  2. Das Universum begann zu existieren.
  3. Also hat das Universum eine Ursache.

Eine Begriffsanalyse der Vorstellung von einer Ursache des Universums ermöglicht uns, eine Reihe von auffallenden Eigenschaften dieser Ursache wiederzuentdecken und ihre Bedeutung für den Theismus einzuschätzen.

Graham Oppy ist als einer der größten Gegner des kalam-kosmologischen Argumentes aufgetreten. [2] Würde Oppy nun in Bezug auf das kalam-kosmologische Argument nicht mehr behaupten als über theistische Argumente im Allgemeinen, nämlich, dass keines von ihnen streng genommen rational zwingend sei [3], dann hätte der moderne Mutakallim (oder Vertreter des Kalam) wenig Grund zur Auseinandersetzung mit Oppy. Er würde sich vielmehr dafür entscheiden, Oppys hohen Maßstab für das, was ein „gutes“ Argument ausmacht, infrage zu stellen. [4]

Zum Glück für die Diskussion ist Oppys Einschätzung des kalam-kosmologischen Argumentes so abgrundtief niedrig, dass dieser Maßstab in seiner Diskussion kaum jemals auch nur ins Gesichtsfeld rückt. Nach Oppys Beurteilung sind die philosophischen Argumente zugunsten der Schlüsselprämisse des kalam-kosmologischen Argumentes „sehr schwach“. Sie böten „keine ernsthafte Unterstützung“ für die Behauptung, dass das Universum zu existieren begann. Die wissenschaftlichen Argumente zur Unterstützung dieser Behauptung entbehrten hingegen „jeglicher Grundlage“ und unterstützten bestenfalls die Endlichkeit des Universums in der Vergangenheit. Gleicherweise sei die erste Prämisse des Argumentes „nicht im Geringsten offensichtlich“, und die Argumente, die dafür geliefert werden, seien „extrem schwach“. Wenn Oppys Kritik berechtigt ist, dann misslingt es das kalam-kosmologische Argument, selbst wenn es anhand realistischerer und vernünftigerer Maßstäbe als Oppys eigener beurteilt wird, ein gutes Argument darzustellen. In dieser Erwiderung hoffe ich, aufzuzeigen, dass das Argument in Wirklichkeit beträchtlich stärker ist, als Oppy behauptet, und selbst seiner scharfen Kritik standhält.

ARGUMENTE FÜR DIE ZWEITE PRÄMISSE

Lassen Sie uns zuerst einer Untersuchung der vier unterstützenden Argumente zuwenden, die ich zugunsten von Prämisse (2) liefere. Obwohl Oppy diese als zwei a priori- und zwei a posteriori- Argumente charakterisiert, ist diese Kennzeichnung falsch, denn nirgends wird angedeutet, die Prämissen der beiden philosophischen Argumente könnten unabhängig von der Erfahrung als wahr erkannt werden. Ganz im Gegenteil. Wir sollten nicht vergessen, dass selbst metaphysisch notwendige Wahrheiten in manchen Fällen erst a posteriori erkennbar sind. Eine akkuratere Klassifikation dieser unterstützenden Argumente würde zwischen metaphysischen und physikalischen Argumenten für den Beginn des Universums differenzieren.

Erstes unterstützendes Argument

Das erste unterstützende Argument für die Endlichkeit der Vergangenheit lautet (hier nach Zählung Oppys) wie folgt:

1.1 Es kann keine aktuale Unendlichkeit geben.

1.2 Ein unendlicher zeitlicher Regress von Ereignissen ist eine aktuale Unendlichkeit.

1.3 Also kann es keinen unendlichen zeitlichen Regress von Ereignissen geben.

Oppys Bedenken zu (1.2)

Oppy stimmt (1.2) zu: „Gerne gestehe ich zu, dass ein unendlicher zeitlicher Regress eine aktuale Unendlichkeit ist.“ [5] Mit diesem Eingeständnis jedoch unzufrieden, erhebt Oppy Bedenken, dass dieselben Argumente, welche zeigen, dass die Vergangenheit endlich ist, erfordern werden, dass die Zukunft ebenso endlich ist. Dieser Vorbehalt ist seltsam, da er für die Stichhaltigkeit des vor uns liegenden Argumentes irrelevant ist. Wenn das Argument impliziert, dass sowohl die Zukunft als auch die Vergangenheit endlich sind, dann wird die (metrische) Zeit - genauso wie sie.....

Fortsetzung hier: https://de.reasonablefaith.org/schriften/wissenschaftliche-schriften/graham-oppys-stellungnahme-zum-emkalam-em-kosmologischen-argument.

Verwendet mit Genehmigung von Reasonable Faith.