„Jedem tiefen Naturforscher muss eine Art religiösen Gefühls nahe liegen, weil er sich nicht vorstellen mag, dass die ungemein feinen Zusammenhänge, die er erschaut, von ihm zum ersten Mal gedacht werden. Im unbegreiflichen Weltall offenbart sich eine grenzenlos überlegene Vernunft. Die gängige Vorstellung, ich sei ein Atheist, beruht auf einem großen Irrtum. Wer sie aus meinen wissenschaftlichen Theorien herausliest, hat sie kaum begriffen …“ (Albert Einstein: www.evangeliums.net/zitate/alberteinsteinseite2.html).
Auch wenn Albert Einstein bekanntlich nicht an einen persönlichen Gott glaubte, war für ihn der Glaube an einen Schöpfer-Gott keineswegs absurd, sondern stand völlig im Einklang mit der Wahrnehmung der Ordnung in einer unvorstellbar komplexen Welt.
Lassen Sie uns diesem genialen Denker und faszinierenden Menschen folgen und uns auf die Spur machen nach ‚Fingerabdrücken‘ Gottes in der uns umgebenden Welt und auch in unserem Denken.
Sie müssen dabei nicht alles der Reihe nach durchlesen. Greifen Sie sich gern die Themen heraus, die Sie am meisten interessieren.
Ganz sicher werden Sie in diesem Artikel nicht den einen unwiderlegbaren Gottesbeweis finden – den kann Ihnen niemand liefern, es sei denn, er wäre Gott selbst und wollte ihn liefern – aber wir denken, dass es eine ganze Reihe guter Indizien für die Existenz Gottes gibt. Also, begeben wir uns auf die Spurensuche!
1. Fein-Tuning
Bereits die griechischen Philosophen der Antike um Platon und Aristoteles waren von der beobachtbaren Ordnung des Kosmos so beeindruckt, dass sie schlussfolgerten, dass eine göttliche Intelligenz alles entstehen lassen hat. Aristoteles behauptete, dass es eine erste unverursachte Ursache, nämlich Gott, geben muss.
Wie sieht es heute aus, nachdem viele Jahrhunderte ins Land gegangen sind, wir bis ins Innerste von Atomen und in die unendlichen Weiten des Kosmos geschaut haben und um unzählige wissenschaftliche Erkenntnisse reicher sind?
Im Wissenschaftsbetrieb unserer Tage hat sich das Wort „Fein-Tuning-Argument“ durchgesetzt, um auszudrücken, dass die fundamentalen Gesetzmäßigkeiten und Konstanten der Physik (z.B. die Lichtgeschwindigkeit, die Schwerkraft, die starke und die schwache Kernkraft auch Wechselwirkung genannt) in extrem engen Toleranzgrenzen liegen müssen, um ein Universum wie das unsrige zu ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass der pure Zufall diese perfekt ‚eingestellten‘ Werte erzeugt hat, geht gegen null.
Einige Zahlen dazu: „Die schwache Wechselwirkung, die in einem Atomkern wirkt und eine der vier Grundkräfte der Physik ist, ist so fein abgestimmt, dass eine Änderung ihres Wertes in Höhe von nur einem von 10¹⁰⁰ Teilen ein Universum verhindert hätte, das Leben ermöglicht! Genauso hätte eine Änderung des Wertes der sogenannten Kosmologischen Konstante, die die Beschleunigung der Ausdehnung des Universums antreibt, um einen Teil von 10¹²⁰ dazu geführt, dass Leben im Universum ausgeschlossen wäre.“ (W. L. Craig: On Guard, Christlicher Veranstaltungs- und Mediendienst e.V., Neuried b. München, 2015, S. 115).
Solche Zahlen sprengen unser Vorstellungsvermögen. Insbesondere wenn wir bedenken, dass man die Zahl der subatomaren Teilchen im gesamten Kosmos auf 10⁸⁰ schätzt.
Aber selbst wenn wir viele Potenzen kleiner herangehen und „nur“ den Faktor betrachten, mit dem das Gleichgewicht zwischen der Schwerkraft und der schwachen Kernkraft abgestimmt sein muss, damit wir eine Welt wie die unsere erhalten, dann staunen wir über den unglaub-lich präzise ‚eingestellten‘ Wert. Er beträgt 1:10⁴⁰. Auch diese Zahl ist kaum fassbar. Der bekannte britische Physiker Paul Davies möchte uns durch einen interessanten Vergleich einen Eindruck davon vermitteln. Er sagt, dass es sich dabei um dieselbe Genauigkeit handelt, die ein Scharfschütze brauchen würde, um ein 1 cm großes Ziel zu treffen, das sich in einer Entfernung von 20 Millionen Lichtjahren befindet. Und das sind immerhin 189 Trillionen Kilometer. Unfassbar!
Seine Reaktion: „Man kann sich kaum des Eindrucks erwehren, dass es etwas gibt – einen Einfluss, der die Raumzeit und die Beschränkungen der relativistischen Kausalität übersteigt –, das bei der Entstehung des Kosmos einen Überblick über den gesamten Kosmos hatte und all die kausal voneinander unabhängigen Teile …manipulierte …“ (Paul Davies, Angeführt in J. Lennox / D. Gooding: Wer glaubt muss denken, CLV Bielefeld, 1998, S. 9).
In seinem Buch „Gott und die moderne Physik“ schreibet Davies weiter: „Wenn die Gesamt-heit der Unordnung entsprechend dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik stets zunimmt, muss das Universum allem Anschein nach im Zustand der Ordnung geschaffen worden sein. Liegt darin nicht ein starker Hinweis auf die Existenz eines planenden und entwerfenden Schöpfers?“ (Paul Davies: Gott und die moderne Physik, Goldmann Verlag, 1989, S. 218).
Wie äußern sich andere Experten zum Fein-Tuning?
Francis Collins (US-amerikanischer Genetiker, Leiter des Human-Genom-Projekts):
„Wenn man sich das Universum aus der Perspektive des Wissenschaftlers anschaut, macht es den Eindruck, als ob es wusste, dass wir kommen würden …“ (Francis Collins in einem Interview in Salon.com; Angeführt in T. Keller: Warum Gott?, Brunnen Verlag Gießen, 2018, S. 162).
Stephen Hawking (wohl der bekannteste Physiker unserer Zeit):
„Die Wetten gegen ein Universum wie das unsere, das aus etwas wie dem Urknall entsteht, stehen haushoch gegen uns. Ich denke, es gibt eindeutig religiöse Implikationen.“ (Stephen Hawking, Angeführt in W. L. Craig: a. a. O, S. 162.)
In seinem berühmten Buch „Eine kurze Geschichte der Zeit“ schreibt Hawking: „Die anfängliche Ausdehnungs-geschwindigkeit (des Universums) hätte sehr genau gewählt werden müssen, um zu erreichen, dass die gegenwärtige Expansionsgeschwindigkeit noch immer so nahe der kritischen Geschwindigkeit liegt, die erforderlich ist, um einen Rückfall in den Kollaps zu vermeiden. Der Anfangszustand des Universums hätte also in der Tat eine sehr sorgfältige Wahl erfordert, wenn das Modell des heißen Urknalls eine zutreffende Beschreibung bis zurück zum Anbeginn der Zeit liefert. Warum das Universum gerade auf diese Weise angefangen haben sollte, wäre sehr schwer zu erklären, ohne das Eingreifen eines Gottes anzunehmen, der beabsichtigt hätte, Wesen wie uns zu erschaffen.“ (Stephen Hawking, Eine kurze Geschichte der Zeit, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbeck bei Hamburg, 1991, S. 165).
Sir Fred Hoyle (Britischer Astronom und Mathematiker):
„Das Universum ist offensichtlich eine abgekartete Sache. Es gibt zu vieles, was zwar wie durch Zufall entstanden aussieht, es aber nicht ist. Eine vernünftige Interpretation der Tatsachen legt den Gedanken nahe, dass eine Superintelligenz mit Physik, Biologie und Chemie jongliert hat und dass es in der Natur keine blinden Kräfte gibt, die der Rede wert wären.“ (Fred Hoyle, Angeführt in J. Lennox / D. Gooding: Wer glaubt muss denken, CLV Bielefeld, 1998, S. 9).
Vielleicht wendet der eine oder andere Leser nun ein, dass das ja alles schön und gut sei, aber das würde noch lange nicht heißen oder gar beweisen, dass es den persönlichen Gott der Bibel gebe. Nun, das ist vollkommen richtig. Wenn wir das Fein-Tuning-Indiz als Argument betrachten, das die Existenz eines persönlichen Gottes beweist, kommen wir nicht wirklich ans Ziel. Aber wenn wir nach einem ‚Fingerabdruck‘ Gottes suchen, dann scheint hier ein recht starkes Indiz vorzuliegen.
An dieser Stelle sei uns ein kurzer Einschub über die Frage erlaubt, ob denn die Bibel etwas darüber sagt, wie Gott die Dinge geschaffen hat. Ja, das tut sie. Allerdings nicht so, dass sie uns die physikalischen und biochemischen Details verrät – die würden wir wohl auch gar nicht verstehen – aber sie nennt uns die Methode Gottes. Es heißt: „Und Gott sprach.“ Dieser Aussage zufolge hat Gottes Wort als Energie- und Informationsträger die Macht, Materie erscheinen zu lassen. Seit Einsteins berühmter Formel E = m x c2 erscheint das durchaus plausibel.
Wie dem auch sei, wir leben in einer Welt, die mitten in einem riesigen Universum perfekt darauf abgestimmt ist, Leben zu ermöglichen. Und das ist höchst erstaunlich.
Damit sind wir bei einem zweiten erstaunlichen ‚Fingerabdruck‘ Gottes angekommen: Leben.
2. Leben
„Ah, Leben“ werden Sie jetzt vielleicht sagen, „da kenne ich mich aus, schließlich lebe ich ja“. Ohne Zweifel, wenn Sie diese Zeilen lesen, leben Sie. Aber was genau ist Leben?
Intuitiv wissen wir, was Leben ist, weil wir es ‚erleben‘, aber eine exakte Definition davon zu geben, ist bisher noch niemandem gelungen. Nehmen wir einmal Wikipedia zu Hilfe: „Leben ist gemeinhin ein Sammelbegriff für eine Vielzahl materieller Erscheinungen (Systeme) in der Natur, die sich in einem ständigen, geregelten Austausch von Energie, Stoffen und Informationen befinden. Diese Prozesse werden je nach Betrachtungsweise als unterschiedliche reale oder zugeschriebene Eigenschaften beschrieben, die sich unverwechselbar von der unbelebten Umwelt unterscheiden. Über diese Eigenschaften und ihre Entstehung oder ihren Umfang – ob selbst erhaltend und organisierend oder von göttlichen Kräften geschaffen und gelenkt – besteht allerdings keine Einigkeit, weder innerhalb der Wissenschaften, noch unter Philosophen oder in den Religionen.“ (Wikipedia: Zugriff am 15.03.2021).
Ganz sicher werden wir mit unserem Artikel auch nicht erklären können, was genau Leben ist. Mit dieser Problematik wären wir heillos überfordert. Stattdessen wollen wir uns mit der Frage nach dem Ursprung des Lebens beschäftigen und auch hier schauen, ob nicht schon das Vorhandensein von Leben ein weiteres Indiz für einen Schöpfer-Gott ist.
Wie gehen wir vor, wenn wir gar nicht genau wissen, was Leben ist? Nun, wir können das Problem der Lebensentstehung etwas eingrenzen auf einige Bestandteile, von denen wir wissen, dass sie unverzichtbar zum Leben gehören: Die Entstehung von Proteinen, von Zellen und des genetischen Codes. Sollte es uns nicht gelingen, die abiogenetische Entstehung (Entstehung von Leben aus unbelebter Materie) dieser Bestandteile durch Experimente oder wenigstens durch theoretische Modelle plausibel zu machen, wäre das zumindest ein weiteres Indiz für einen Schöpfer.
An der Stelle muss aber noch darauf hingewiesen werden, dass wir durch das Zerlegen des Lebens in seine Bestandteile das Phänomen „Leben“ verlieren. Denn die Bestandteile für sich genommen sind nicht „Leben“. Aber um die Sache überhaupt greifbar zu machen, betrachten wir also nur einzelne Bestandteile.
Die Entstehung von Proteinen.
Proteine sind langkettige unverzweigte Moleküle, die aus 20 verschiedenen Aminosäuren zusammengesetzt sind. Es ergibt sich die Frage: Kennen wir irgendeinen Mechanismus, der erklärt, wie die Einzelbausteine (Aminosäuren) entstehen können und weiter, wie diese sich zu den Ketten der Proteine zusammenlagern können?
Die Antwort lautet: Nicht wirklich. Seit Stanley Miller 1953 die Ursuppen-Simulationsexperi-mente entwickelt hat, sind sie seitdem immer wieder durchgeführt und weiterentwickelt worden. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Freilich liefern sie unter vielen anderen Stoffen einige Aminosäuren und darunter auch einige wenige Aminosäuren, die auch in Lebewesen vorkommen (proteinogene Aminosäuren), aber viele der entstehenden Reaktionsprodukte sind Giftstoffe für das Leben. „Am häufigsten kommen Monocarbonsäuren (z. B. Ameisensäure, Essigsäure) vor. Diese Verbindungen sind insofern sehr bedeutsam, weil sie mit Sicherheit die notwendige Kettenbildung und damit die Entstehung von Proteinen verhindern. … Erschwerend kommt hinzu, dass für einige proteinogene Aminosäuren bisher gänzlich unbekannt ist, wie sie ohne Chemiker außerhalb von Lebewesen entstehen können.“ (Reinhard Junker: Leben – woher?, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, 2003, S. 100f).
Wenn wir nun noch bedenken, dass für ein einziges Protein 20 Aminosäuren in einer ganz bestimmten Weise verknüpft werden müssen (die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt 1:10²⁰⁰), dann wird deutlich, wie weit weg wir sind vom Verständnis der Mechanismen, die nur einen einzelnen Bestandteil des Lebens ‚erschaffen‘.
Die Entstehung von Zellen.
Auf der Webseite https://www.anatomie-mensch.com/zellen.html lesen wir folgenden Satz: „Milliarden von Zellen sind am Leben eines menschlichen Körpers beteiligt.“ Der Satz ist nicht falsch, aber er ist eine maßlose Untertreibung. Der Körper eines erwachsenen Menschen besteht aus vielen Billionen Zellen. ‚Spektrum der Wissenschaft‘ gibt 100 Billionen Zellen an, ‚Medical-Diag‘ spricht von 30 bis 40 Billionen. Die Zahlen sind Abschätzungen, denn niemand ist in der Lage, sie wirklich zu zählen. Sagen wir, die Zahl liegt irgendwo dazwischen. Jedenfalls ist sie äußerst beeindruckend und gibt uns eine Ahnung davon, wie winzig diese kleinsten lebenden Einheiten der Organismen sind. Und wenn wir erst daran denken, was in diesen kleinen Wunderwerken alles stattfindet und wie sie sich informationsgesteuert durch Zellteilung vermehren, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Aber das ist an dieser Stelle ja gar nicht unser Thema. Wir stehen vor der Frage, wie es erklärbar sein könnte, dass eine lebendige Zelle durch ungesteuerte zufällige Prozesse entsteht. Dafür muss es in irgendeinem Stadium der Lebensentstehung dazu kommen, dass die zuvor gebildeten Vorstufen in einzelne abgegrenzte Einheiten getrennt werden. Das heißt, es müsste ein Mechanismus dafür sorgen, dass sich Zellhüllen (Membranen) bilden und diese sich dann um abgegrenzte Einheiten legen.
Wenn wir an die vorliegenden Erkenntnisse über Zellmembranen denken, dann erscheint es nicht realistisch, deren Bildung aus natürlichen Prozessen zu erwarten. Junker schreibet dazu: „Zellmembranen sind kompliziert gebaute Gebilde. Grundgerüst ist eine Lipid-Doppelschicht (Lipide = Fettverbindungen). Darin eingelagert sind verschiedene Moleküle, die für den geregelten Stoffaustausch von innen nach außen und umgekehrt benötigt werden. … Die notwendige Einhüllung und Abgrenzung lebender Zellen gegen die Umgebung würde gleichzeitig deren Ende bedeuten, wenn nicht von Beginn an Transportmechanismen durch die Membran gewährleistet sind.“ (Reinhard Junker, a. a. O., S. 103f).
Das heißt, die schrittweise Entstehung einer voll funktionstüchtigen Membran – und sie müsste von Anfang an funktionstüchtig sein, wenn die Zelle überleben soll – aus natürlichen Prozessen ist nicht zu erwarten.
Und das Entstehen einer Membran ist nur ein ungeklärtes Phänomen von lebendigen Zellen. Mittlerweile kennt die Wissenschaft eine riesige Anzahl von Prozessen, die beständig und offenbar geregelt innerhalb von Zellen ablaufen. Das bringt uns zu der Frage, wie es zu diesen geregelten Prozessen gekommen ist. Woher stammt die Information dafür?
Die Entstehung des genetischen Codes.
Seit den 1960er Jahren wissen wir sehr viel darüber, dass im winzig kleinen Zellkern jeder Zelle von Lebewesen die Erbinformation in Form des DNS-Moleküls abgespeichert ist. Dieses DNS-Molekül, das die Form einer Doppelspirale hat, ist eine Abfolge von Basenpaaren, wobei jedes Basenpaar aus zwei der vier möglichen Basen (Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin) besteht. Man kann das DNS-Molekül also mit einer Buchstabenfolge vergleichen. Aber eine Buchstabenfolge an sich hat noch keine Bedeutung. Jemand muss festlegen, was die Reihenfolge bedeuten soll. Dazu ein Beispiel aus dem Buch von Junker: „Die einfache Buchstabenfolge ‚Komm her‘ sagt jemandem, der kein Deutsch kann, gar nichts, und dieser Satz wird daher wirkungslos bleiben.“ (Reinhard Junker, a. a. O., S. 105).
Ebenso ist es mit dem DNS-Molekül. Die Buchstabenfolge (die Anordnung der Basenpaare) benötigt einen Code, eine Zuordnungsvorschrift, damit klar ist, was eine bestimmte Sequenz bedeuten soll – sprich, was sie bewirken soll, welche Proteine gebaut und losgeschickt werden sollen, um die einzelnen Lebensvorgänge zu realisieren.
Wie der genetische Code auf natürlichem Wege – also ohne Urheber – entstanden sein soll, bleibt völlig unklar. Sowohl unsere Erfahrung als auch die Informatik lehren uns, dass Information niemals von selbst entsteht, denn sie ist eine immaterielle Größe und bedarf einer Quelle.
Die vorliegenden Erkenntnisse über die Schwierigkeiten bei der theoretischen Begründung und der experimentellen Bestätigung der Abiogenese scheinen also eher in die Richtung der Biogenese zu sprechen – wie von Louis Pasteur und anderen so treffend formuliert: „Omne vivum ex vivo“ (Alles Lebendige kommt aus Lebendigem.) (Quelle: Wikipedia, Biogenese, Zugriff am 19.03.2021).
An dieser Stelle sei uns wieder ein kleiner gedanklicher Exkurs erlaubt. Was bedeutet es eigentlich für unser Leben, wenn Gott tatsächlich nicht ist? Tun wir diese Frage nicht so schnell als unwichtig ab. Wenn wir sie ernstlich erwägen, kommen wir zu düsteren Ansichten über das Leben – es hat dann objektiv gesehen keinen Wert oder Zweck. Subjektiv kann man sein Leben natürlich trotzdem als sinn- und wertvoll ansehen, aber objektiv gesehen, könnte kein Wert oder Zweck formuliert werden. Und wie lebt man ein solches Leben? Kann man ein solches Leben überhaupt konsequent leben?
Was ist hingegen die Botschaft des Christentums? Es gibt einen Schöpfer, der Himmel und Erde und alles, was existiert, zu einem bestimmten Zweck geschaffen hat. Auch die Menschen sind eine direkte Schöpfung Gottes. Er hat sie mit großartigen Fähigkeiten und Fertigkeiten geschaffen – u. a. mit der Fähigkeit zur Liebe und zur Erkenntnis Gottes. Jeder Mensch hat dadurch unendlichen Wert und Bedeutung. Und Gott liebt jeden Menschen und möchte eine Beziehung zu ihm haben, die bis in die Ewigkeit reicht.
Wenn diese Botschaft wahr ist, dann …. Überlegen Sie es selbst!
1. Schönheit
Weshalb um alles in der Welt sollte Schönheit ein Indiz für Gott sein? Nun ja, vielleicht ist es etwas kniffelig, aber es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Was finden Sie schön? Eine Landschaft, bestimmte Musikstücke, ein schönes Essen, Freundschaft, Liebe? Wahrscheinlich finden Sie und ich alle diese Dinge irgendwie schön. Aber warum? Wer oder was sagt uns, dass etwas schön ist?
Wenn alles, was wir sind und denken, von der zufälligen Anordnung von Atomen bestimmt ist, ist es doch verwunderlich, dass wir überhaupt von Schönheit, Wahrheit, Gerechtigkeit und Liebe sprechen. Diese Dinge, die wir tief empfinden, sind – wenn wir ein rein naturalistisches Weltbild haben – nur biochemische Reaktionen auf bestimmte äußere Reize. Schönheit, Liebe und viele andere Sachen wären reine Illusionen. Aber warum sollte unser Gehirn so etwas produzieren, wenn es gar keinen realen Hintergrund hat?
Unser Herz erzählt uns eine andere Geschichte. Wir wissen, dass diese Dinge real und wahr sind. Und wir sehnen uns nach ihnen – ein Leben lang ohne, dass diese Sehnsucht jemals ganz gestillt wird. Oder haben Sie schon mal jemanden getroffen, der gesagt hätte, dass er von Liebe und Freundschaft, Anerkennung, Gerechtigkeit nun genug hätte und sie nicht mehr bräuchte? Augustinus hat diese unstillbaren Sehnsüchte als Fingerzeige auf Gott verstanden. Wie das? Unsere angeborenen Triebe und Wünsche entsprechen realen Dingen in der Wirklichkeit, die von diesen gestillt werden können. Der Geschlechtstrieb entspricht dem Sex, der Hunger dem Essen, die Müdigkeit dem Schlaf, der Wunsch nach Beziehungen entspricht der Freundschaft. Timothy Keller schreibt dazu: „Und ist nicht diese unstillbare Sehnsucht, die von Schönheit geweckt wird, auch ein solch angeborenes Verlangen? Wir haben eine Sehnsucht nach Freude, Liebe und Schönheit, die durch noch so viel und so gutes Essen, Sex, Freundschaft oder Erfolg nicht gestillt werden kann. Wir sehnen uns nach etwas, das nichts in dieser Welt uns geben kann. Ist dies nicht mindestens ein Fingerzeig, dass dieses ‚Etwas‘ existiert? (T. Keller, a. a. O., S. 168).
2. Moral
Eine etwas kühne Behauptung zum Anfang: Sie und ich stehen jeden Tag auf – und leben so, als gäbe es Gott. „Was“, sagen Sie jetzt vielleicht, „das kann nicht stimmen. Ich glaube nicht an Gott – auch nicht beim Aufstehen – und lebe demzufolge auch nicht so.“ Das mag sein, dass Sie weder beim Aufstehen noch sonst irgendwann denken, dass es Gott gibt. Das war auch nicht die Behauptung. Aber lassen Sie uns die Sache der Reihe nach durchdenken.
Wahrscheinlich haben wir alle in Diskussionsrunden oder Ähnlichem schon einmal den Satz gehört: „Niemand darf seine Moral anderen aufzwingen.“ Das hört sich erst einmal ganz gut an. Was ist aber die Konsequenz aus diesem Satz? Wenn man ihn wirklich ernst nimmt, dann lautet die Konsequenz: Alles ist erlaubt. Dostojewski hat es treffend formuliert: „Wenn es keinen Gott gibt, dann ist alles erlaubt.“ (Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/fjodor-dostojewski, Zugriff am 20.03.2021).
An der Stelle würden fast alle Menschen sagen, „naja, so habe ich das nicht gemeint, dass man niemandem seine Moral aufzwingen darf, dass damit dann alles erlaubt wäre.“ Und das glaube ich Ihnen gern, dass es so nicht gemeint war.
Das Problem bei der Sache ist, dass wir alle eben doch glauben – und auch so leben – dass es allgemein gültige moralische Rechte und Pflichten gibt. Wenn ich Sie jetzt persönlich fragen würde: Gibt es Dinge auf der Welt, die Menschen tun, mit denen sie augenblicklich aufhören sollten? Dann bräuchten Sie nicht lange zu überlegen und würden mir vermutlich antworten: „Ja, selbstverständlich gibt es solche Dinge: Kindesmissbrauch, Unterdrückung von Frauen, Folter, Rassendiskriminierung, Mord, Terrorismus.“ Und ich würde Ihnen von Herzen zustimmen, dass diese Dinge in jedem Fall falsch sind und zwar unabhängig davon, was die Menschen, die diese Dinge ausüben, darüber denken. Sie sind böse und falsch.
Damit bringen wir aber zum Ausdruck, dass es doch moralische Prinzipien und Werte gibt, die für alle Menschen in allen Kulturen gültig sind.
Das heißt nun nicht, dass wir alle möglichen Ansichten über Lebensführung und schicklichen Umgang untereinander auf andere Völker und Kulturkreise übertragen sollen – auf keinen Fall – aber wir bringen damit zum Ausdruck, dass wir glauben, dass es bestimmte Dinge gibt, die eben grundsätzlich falsch sind.
Wir sehen also, dass die Aussage, Moral sei etwas Relatives und jeder Einzelne und jede Kultur habe seine eigene, so nicht haltbar ist. Und so könnten wir auch nicht leben. Im wirklichen Leben behandeln wir unweigerlich gewisse Prinzipen als absolute Maßstäbe. Wären alle moralischen Werte relativ, hätten wir keinerlei Recht dazu. Dann dürften wir konsequenterweise die oben genannten Dinge (Kindesmissbrauch, Rassendiskriminierung …) nicht als grundsätzlich falsch bezeichnen. Wir müssten mit den Schultern zucken und sagen: „Nun gut, andere Länder, andere Sitten. Ich habe nicht das Recht, das zu bewerten.“
Auch diejenigen, die die Vorstellung einer transzendenten ethischen Ordnung ablehnen, werden hier nicht mit den Schultern zucken.
Nun erhebt sich natürlich die Frage, woher dieser Glaube an objektive moralische Maßstäbe kommt. Nehmen wir an der Stelle Gott ins Spiel, der per Definition das größte vorstellbare Wesen ist und die höchste Form des Guten verkörpert, dann ist er der natürliche Haltepunkt. Er ist Grundlage für objektive moralische Werte und Pflichten und dafür, dass jeder Mensch Wert und Würde in sich selber hat.
Nehmen wir Gott aus dem Spiel, existieren objektive moralische Werte nicht wirklich. Sie sind dann bloße menschliche Einbildung. Wie sollte es auch anders ein? Wenn das Leben ohne Gottes Zutun aus unbelebter Materie entstanden ist und sich dann vom Einzeller hin zum Menschen durch Selektion und Mutation entwickelt hat, ist jegliches Verhalten der Tiere und Menschen als moralisch neutral anzusehen. Die Natur kann keine Moral produzieren.
Wenn ein Löwe ein Zebra erbeutet, dann tötet er das Zebra, aber er ermordet es nicht. Es gibt einfach keine moralische Dimension für diese Handlung.
Und konsequenterweise sollten wir – wenn wir Gott aus dem Spiel lassen – für den Menschen als Produkt der Evolution keinen Unterschied in der Beurteilung seines Verhaltens machen. Dafür gibt es dann keinerlei Grundlage.
Aber ist es nicht doch möglich, dass unsere Rechte und Pflichten als Menschen woanders herkommen? Was ist mit der Theorie, dass die Menschenrechte von den Menschen selber kommen? Es liegt doch im Interesse der Gesellschaft, Menschenrechte zu formulieren, weil die Achtung der Würde des Einzelnen auf Dauer allen in der Gesellschaft zugutekommt, oder? Zu dieser Frage zitiert Alan Dershowitz, Professor für Rechtswissenschaften in Harvard, in seinem Essay „Where Do Rights Come From?“ („Woher kommen Rechte?“) den Rechtsphilosophen Ronald Dworkin: „Es ist keine Antwort, zu sagen, dass dann, wenn die Einzelnen ihre Rechte haben, es auch der Gesellschaft besser geht … Wenn wir sagen, dass jemand das Recht hat, frei seine Meinung zu sagen, meinen wir damit ja gerade, dass er dies auch dann tun darf, wenn es nicht im allgemeinen Interesse liegt.“ (Angeführt in Timothy Keller: a. a. O., S. 186).
Noch einmal anders ausgedrückt: Welchen Wert haben Menschenrechte, wenn sie von Mehrheiten ‚gemacht‘ werden? Sie können dann auch von Mehrheiten wieder abgeschafft werden, und für den Einzelnen gäbe es dann keine Berufungsinstanz. Die Mehrheit könnte z. B. per Gesetz die Rechte von Minderheiten abschaffen. Wenn wir dann sagen. „Nein, das geht nicht, das ist böse“, stehen wir im Grunde wieder am Anfang: Wer sagt das, dass die Mehrheit eine Verpflichtung hat, die Rechte von Minderheiten zu achten?
Sie merken schon, so kommen wir nicht wirklich weiter. Was bleibt uns übrig? Vielleicht das, was Arthur Leff, Rechtswissenschaftler von der Yale University, sagte: „So, wie die Dinge heute stehen, geht alles. Und doch: Es ist böse, Napalmbomben auf Kinder zu werfen. Es ist böse, die Armen verhungern zu lassen. Es ist verwerflich, Menschen wie Waren zu verkaufen. … Es gibt so etwas wie das Böse. Und jetzt alle zusammen: Wer-sagt-das? Gott helfe uns.“ (Angeführt in Timothy Keller: a. a. O., S. 189).
Ich denke, es wird uns immer klarer: Ohne Gott haben wir einfach keinen Bezugspunkt für objektive moralische Werte und Pflichten. „Moment mal“, sagen Sie jetzt vielleicht, „was soll das bedeuten? Wollen Sie unterstellen, dass man als Atheist kein moralisch anständiges Leben führen kann?“ Nicht im Geringsten! Selbstverständlich kann man als Nichtgläubiger ein moralisch hochanständiges Leben führen. Man muss auch nicht an Gott glauben, um ein ethisches System formulieren zu können, die Frage lautet vielmehr: Wenn Gott nicht existiert, gibt es dann objektive moralische Werte und Pflichten? Ich denke, aus dem bisher Gesagten ist jedem die Antwort klar: Der Glaube an Gott ist nicht notwendig für objektive Moral – Gott schon.
Und da wir oben schon sahen, dass objektive moralische Werte tatsächlich existieren, haben wir hier ein weiteres starkes Indiz für die Existenz Gottes vorliegen.
Vielleicht verstehen Sie jetzt auch, wie meine etwas kühne Behauptung zu Beginn dieses Punktes gemeint war. Wir stehen jeden Tag auf und leben so, als gäbe es Gott – egal, ob bewusst oder unbewusst. Gott sei Dank!